SEEBAD ENGE

Planschen mit der 1. Liga

Mit dem Stammbad ist es wie mit dem Fussballclub. Nur Verräter tauschen das Lager. Für die Deppen vom Letten oder das Bae vom Utoquai haben wir deshalb so viel übrig wie unsere FCZ–Freunde für GC–Kleber. Wir rösten unsere Häupter nur auf dem Holz des Seebad Enge.

Die Stars hinter der Bar wechseln jede Saison, die Stammspieler davor bleiben dieselben: Rolf, der seinen Lebensabend auf der Bank zwischen den Garderoben verbringt und den Glamour-Faktor der Gäste bewertet. Che im massgeschneiderten Anzug, der sich den gleichnamigen Revoluzzer auf die Rippe tätowiert hat. Captain mit der Schirmmütze, der stoisch über das Treiben wacht. Und Missoni, die Goldküstenfrau, die allen Neulingen die Kissen klaut.

Die Unplugged-Konzerte sind zwar lauschig und die Mittagsmenüs eine Klasse für sich. Aber es gibt nur eine Zeit, wenn die Urgesteine auf den Platz treten: Frühmorgens um halb neun, wenn die Lattenroste auf dem Floss perfekt angewärmt sind, die Buttergipfel frisch, und die Kissen aufgeschüttelt. Die Aufstellung ist stets dieselbe: Rolf auf der Bank, Captain an der Front, Che und Missoni an den Seitenlinien. Und wir, die Fans, mittendrin.

Eine Partie dauert keine drei Stunden. Bereits um zwölf Uhr wird das Spielfeld von den Anzugträgern aus den umliegenden Büros überschwemmt. Sie werden abgelöst von der lauten Braut und ihrem Pöbel-Dödel, die den Rost bis in den späten Abend besetzen. Wir sind dann längstens weg. Denn eines haben wir gelernt: Wer mit der ersten Liga planschen will, muss früher aufstehen.

SEEBAD ENGE, Mythenquai 9, 8002 Zürich
Mo bis So 8 – 24

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