MAME

With Filter

Drei Juroren in Schürzen stehen mit Klemmbrett und prüfenden Blicken vor einer Theke mit drei Tassen. Im Hintergrund steht eine Frau in rotem Hoodie und stoppt die Zeit. Dann hebt Emi Fukahori die Hand und sagt: «Und jetzt, Jury, bitte starten Sie Ihre Evaluation. Und geniessen Sie Ihren Kaffee. Vielen Dank, das war meine Zeit.» Die Juroren treten vor und tauchen ihre Löffel in die Tassen. Noch weiss sie es nicht, aber Fukahori wird den World Brewers Cup 2018 gewinnen – als Vertreterin der Schweiz.

Seit knapp zwei Jahren führt Fukahori das Café Mame an der Josefstrasse, zusammen mit ihrem Partner Mathieu Theis, seinerseits Drittplatzierter an der diesjährigen Baristameisterschaft. So viel Expertise in einem derart kleinen Lokal schüchtert etwas ein, gerade weil es um etwas Alltägliches wie Kaffee geht – da ist die Gefahr gross, dass ein paar ambitionierte Koffein-Scientologen mit Pipetten vor lauter Coffee Cupping-Perfektion den Genuss aus der warmen Tasse filtern. Das Café Mame scheint solche Unsicherheiten vorhergesehen zu haben. An der Fensterscheibe haben sie ein ermutigendes «The best coffee is the coffee you like» hingeschrieben. Wir können nichts falsch machen.

Fukahori und Theis sind in den Ferien. Ihre Ferienvertretung ist – ganz standesgemäss – der schwedische Barista-Champion Matt, wahrscheinlich die einzige Person in Zürich, die Mitte November noch im T-Shirt und Surfer-Teint daherkommt. Wir lassen uns einen nussigen Filterkaffee und einen floral-fruchtigen Espresso empfehlen. Verglichen mit dem Bestellungsverhör im Starbucks ist das Gespräch mit Matt ein Kinderspiel.

Wir setzen uns an den grossen Tisch in der Mitte. Gegenüber sitzt eine Gruppe auswärtiger Franzosen auf dem Fenstersims und degustiert konzentriert eine Espresso-Auswahl. Daneben sitzen zwei Mamis, die durch die Fensterfront ihre Kinderwagen beäugen. Das Mame ist Quartiercafé und Kaffeetempel zugleich, eine Kombination, die nur mit Kaffee funktionieren kann: Wäre es eine Weltklasse-Weinbar oder ein Michelin-Restaurant, hätten die Preise die Anwohner längst in die Flucht geschlagen. Nur Kaffee kostet immer gleich viel, egal ob per Knopfdruck in der Kantine oder von der Weltmeisterin gebrüht.

Selbstredend haben wir für den Espresso nur lobende Worte übrig. Mit dem Filterkaffee werden wir wahrscheinlich nie ganz warm werden – selbst wenn er von Weltmeistern zubereitet wird. Unser Geschmack, nicht ihr Fehler.

MAME, Josefstrasse 160, 8005 Zürich
Mo bis Fr 8.30 – 18.00, Sa und So 10.00 – 18.00

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