E-TROTTINETTS

Angeben 2.0

Wir waren in der vierten Klasse, als die Micro Scooter unseren Pausenplatz und damit unser Leben überrollten. Alle, die etwas auf sich hielten, fuhren plötzlich auf dem silbernen Trottinett mit dem blauweissen Logo zur Schule. Leider konnten unsere Eltern dem Trend nichts abgewinnen und weigerten sich, eines der überteuerten Gefährte zu kaufen. Als sich unsere Tante schliesslich erbarmte und uns einen Scooter zum Geburtstag schenkte, war es ein JDBug und fünf Monate zu spät.

Für die nächsten Jahre schien das Comeback der Scooter so abwegig wie das der gleichnamigen Band. Umso grösser war das Staunen, als vor ein paar Monaten die ersten Anzugträger auf batteriebetriebenen Gefährten geräuschlos an uns vorbeisausten und auch noch lächelten dabei. Ihre Begeisterung war uns ein Rätsel. Nichts wirkt so würdelos wie ein Vorsorgeberater mit Beinschwung. Doch als sogar Ruedi im Ruhestand die Fahrspur wechselte, war der Trend nicht mehr zu ignorieren. Diesmal würden wir den Anschluss nicht verpassen.

Es ist Freitagabend, als wir die App eines grossen Anbieters auf dem Handy installieren. Die interaktive Strassenkarte zeigt zwei Gefährte in der Nähe an. Es dauert trotzdem eine halbe Ewigkeit, bis wir die Scooter beim Bleicherweg finden. Aus der Nähe sind die Dinger noch grösser, schwerer und hässlicher als von Weitem. Wir bleiben unbeeindruckt. Mit einem QR-Code wird das Gefährt freigeschaltet, ab jetzt wird jeder Meter direkt von unserer Kreditkarte abgebucht. Einen kurzen Antritt und Schalter-Drücken später sind wir auf dem direkten Weg in Richtung Desaster. Denn während sich unsere Freundin mühelos in den Verkehr eingliedert, versuchen wir krampfhaft, das Tempo unter Kontrolle zu halten und nicht in den Gleisen zu landen. Leider drücken wir dabei abwechselnd auf Gas und Bremse, so dass wir uns nur ruckartig fortbewegen und von jedem Autofahrer wahlweise amüsierte oder panische Blicke ernten. Kein Wunder. Wir sind eine Gefahr auf zwei Rädern, unkontrollierbar wie ein Geisterfahrer, unterwegs mit 17 km/h.

Als wir eine Dreiviertelstunde und 5.1 Kilometer später vor der Bar Basso vom Scooter steigen, sind wir so fertig, als wären wir mit dem Velo vom Bellevue nach Oerlikon gefahren. Die App informiert uns, dass der Spass 14 Franken kostet und wir 1300 Gramm Carbon gespart haben. Unsere Freundin strahlt und meint, sie würde am liebsten grad wieder losfahren. Wir tun so, als ob wir sie nicht gehört hätten.

E-TROTTIS ZUM MIETEN: LIMEBIKE
Diverse Locations in der Stadt Zürich

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