KAUZ

Familiensache

Wenn die Musik das Highlight der Party ist, bist du am falschen Ort. Zu was du tanzt ist weniger wichtig als mit wem du tanzt. Niemand diskutiert am nächsten Morgen die Songauswahl, aber an die hilflosen Anmachsprüche und die unkontrollierten Beinbewegungen erinnern sich alle. Das ist unbequem für Clubbetreiber, denn das Publikum ist die Komponente, die sie am wenigsten unter Kontrolle haben.

Es ist auch der Grund, weshalb wir WG-Partys den Clubs vorziehen: In heimischen Gefilden musst du zwar mit zerbrochenen Gläsern und klebrigen Böden klarkommen, dafür ist die Gästeliste fest in deiner Hand. Das Hive hingegen steht in jedem Touristenguide, von Basel bis St. Gallen war schon jeder im Gonzo und alle kennen das Programm der Zukunft. Es ist immer die gleiche Geschichte: Erst kommt der Hype, dann wird das Publikum beliebig, der Frauenquotient sackt ab, es gibt Stress und Schlägereien.

Ausser im Kauz. Der Clubkeller hinter dem Limmatplatz hat geschafft, was sonst keinem gelang: Lokal und intim zu bleiben. Ursprünglich sollte es der vernünftigere Bruder der Zukunft werden; ein Club, den in die Jahre gekommene Raver für sich selber eröffneten, mit frühen Öffnungszeiten, vielen Sofas und Tinnitus-schonendem Lautstärkepegel.

Vier Jahre später ist von der proklamierten Zurückhaltung und leisen Beats nicht mehr viel zu spüren. Wir sind für das Eisbærwochenende hier, den 34-stündigen Tanz im Keller des Kauz. Es ist Stunde Vier im Programm. Am Eingang schleusen wir uns an 20-Jährigen vorbei, die versuchen, sich mit recycelten Armbändern in den Club zu mauscheln. Drinnen begrüsst uns der Medizinstudent, der mit uns an einer vorangegangenen Kauz-Party in Socken über einen Alkohol-durchtränkten Teppich tanzte. Im Fumoir machen Anekdoten von Mädels mit MDMA-Shots im Bauchladen die Runde, gegenüber sind zwei Zungen in einen Wrestlingkampf verwickelt, der Barkeeper reicht Früchte über die Theke.

Ein gemächlicher Bass schwingt zwischen einem Meer rot beleuchteter Lampenschirme, begleitet von heiterem Geschwätz, Zwischenpfiffen und Gelächter. Alle sind glücklich, hier zu sein und glücklich, dass alle anderen hier sind – wie ein Familientreffen, aber ohne die Zänkereien. Falls du dich schon jetzt vor den Gesprächen beim Fondue Chinoise und den gut gemeinten Geschenken vom Grosi unter dem Weihnachtsbaum fürchtest: Am 26. Dezember findet die Family Aftermess-Party statt. Für den Fall, dass deine Grossmutter mal was anderes erleben will: Die Fete beginnt um 17 Uhr.

KAUZ, Ausstellungsstrasse 21, 8005 Zürich
Jeweils ab 22 Uhr; Lovers only

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