DOLDER SPORTS

Platzreife fürs Kleinbürgertum

Golf ist – neben Scotch – das grosse Vermächtnis der Schotten an die Welt. Es ist unmissverständlich weiss, männlich, konservativ und snobbish, ein geschmackloser Pomp des Kapitalismus. Minigolf kommt überraschenderweise von einem Amerikaner – überraschend deshalb, weil sich die Amerikaner typischerweise die Maxiversion anmassen.

So ziemlich alles ist in der Miniversion schlechter als in der Normalausführung: Der iPod Mini, das Swiss Miniatur, selbst das gleichnamige Auto wäre wahrscheinlich besser, wenn es die Normalgrösse gäbe. Minigolf ist keine Ausnahme: Der Glamour, die Exklusivität, das Neureichentum, die hohen Membership-Fees und die Bloody Marys, sie tröpfeln nicht auf Minigolf herab. Es ist der klägliche, kleinbürgerliche Annäherungsversuch an den Country Club, eine Art pragmatische Dekadenz. Die Vorstellung von Minigolf-Turnieren ist lächerlich.

Wir landeten mit 49 anderen in einer Whatsapp-Gruppe mit einer Einladung für eine Partie Minigolf im Dolder. Wir gehen an einem sonnigen Dienstagabend hin – zusammen mit vier anderen. Unsere Mitspieler sind entweder Künstler oder Architekten. Wie man sich standesgemäss auf einer solchen Anlage verhält, weiss keiner von uns. Wir versuchen krampfhaft, entspannt zu wirken. Wer älter ist als elf und sich aufrichtig auf Minigolf freut, wirkt doch etwas kindisch.

Selbst beim Dolder scheint man sich für die Minigolfanlage zu schämen – sie haben sie weit hinten im Schwimmbad unter den Bäumen versteckt. Ausser uns ist nur noch ein Pärchen auf dem Golfplatz. Es sieht aus wie ein Date. Er ist wahrscheinlich Banker, sie – ihrem Outfit und der Miene nach zu urteilen – hat offenbar nach «Dolder» und «Golf» nicht mehr zugehört.

Wir setzen uns Regeln: Nicht mehr als sieben Schläge pro Bahn, der Verlierer jedes Lochs muss einen Shot Absinth kippen. Nach dem fünften Loch drehen wir uns in einem promillegetränkten Teufelskreis. Das ist umso fataler, weil sich nun auch Ehrgeiz in die Gruppe schleicht. Plötzlich ist es nicht mehr so leger: Beschimpfungen werden ausgeteilt, Bälle schwungvoll ins Aus geschlagen, Schiedsrichter angezweifelt. Um Punkt acht Uhr schickt uns der Aufseher vom Platz. Selbst der Gewinner hat eine zu schlechte Bilanz, um stolz auf den Sieg zu sein.

Geplant war, den Abend in der Kronenhalle Bar ausklingen zu lassen. Wir enden in der Bäckeranlage – ist schliesslich nur Minigolf.

DOLDER SPORTS, Adlisbergstrasse 36, 8044 Zürich
Mo bis Fr 11 – 8; Sa und So 10 – 8

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