APOTHEKE

Dipl. iur. cafaeina

Wir kennen niemanden, der es ohne Milch und Zucker schafft, und nur Anfänger verzichten auf das Schokopulver. Trotzdem schmeckt der Kaffee an der Uni Zürich immer noch, als hätte man den Ausguss einer Kläranlage durch den Gaumen gezogen. David Lynch sagte: «Eine schlechte Tasse Kaffee ist immer noch besser als gar kein Kaffee». Der Mann trank noch nie einen Espresso im Lichthof – im Unterschied zu 26'065 Studenten.

Das Grundprinzip der akademischen Kaffeeversorgung: Studenten haben knappe Budgets und tiefe Ansprüche; deshalb schraubt man Preis und Qualität runter, so tief es nur geht. Aber knappe Budgets machen weder geizig noch anspruchslos, genauso wenig wie Reichtum zu Grosszügigkeit und Klasse führt. Zwei ehemalige Jurastudentinnen und ihre Boys haben das kapiert, eine alte Apotheke umgebaut und eine anständige Kaffeemaschine ins Hochschulquartier gebracht.

Dass im Lokal an der Zürichbergstrasse Juristen am Werk sind, erkennst du bereits an der Arbeitsuniform des Servicepersonals: Chefinnen und Mitarbeiter arbeiten in dunkelblauen Schürzen und weissen Hemden. Jeder hat einen anständigen Haarschnitt, alle begrüssen freundlich, zu jedem Kaffee gibt es ein Glas Wasser und ein Cantuccini. Das Interieur ist weder billig noch extravagant; «apoTheke» strahlt in grossen Leuchtlettern von der Wand. Der Kaffee ist wie ein mustergültiger Jurastudent: unaufgeregt, solide, konventionell im besten Sinne.

Das Café ist innert Kürze zu einem Quartier-Hotspot avanciert. Morgens trinken hier Handwerker ihren ersten Kaffee an der Sonne, Zürichberg-Residenten lesen ungestört die NZZ. Zum Dichtestress kommt es einige Stunden später, wenn um punkt zwölf Uhr die Studentenmassen aus den Hörsälen strömen. Wenig später stehen Frauen in engen Jeans und dick getuschten Wimpern neben ihren sauber rasierten Kollegen an der Theke, um Vitello Tonato, Rohschinken-Panini oder einen Avocado-Salat zu bestellen.

Es zahlt sich aus, fünf Minuten vor Vorlesungsende aus dem Saal zu schleichen. Bereits wenige Minuten nach zwölf ist das Lokal berstend voll. Wer zu spät kommt, muss in die Mensa. Das lernen die meisten auf die harte Tour – ausser den Jus-Studenten. Sie haben die richtigen Verhaltensregeln seit der Einführungsvorlesung intus.

APOTHEKE, Zürichbergstrasse 17, 8032 Zürich
Mo bis Fr 8 – 22, Sa 9 – 16

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